Freitag, 8. Mai 2009

Buchtipp

"Learning to love Africa - My Journey from Africa to Harvard Business School and Back" by Monique Maddy.

youtube Link: http://www.youtube.com/watch?v=BVL1ROQlAFU

Dienstag, 5. Mai 2009

Zurück...

Nicht mal zwei Monate sind vergangen, seit ich wieder zurück bin. Viele sagen: "Du hast dich ja gar nicht verändert", oder: "Es ist, als ob du nie weggewesen wärst." Und doch fühlt sich alles so anders an, die Menschen, ihre Zukunftsvorstellungen und Lebenswünsche, ihre Ziele, ihre Interessen, Gespräche oft viel zu oberflächlich, und Afrika?: Nicht mehr als eine abgehakte Referenz im Lebenslauf? Sicher nicht. Viel zu schnell rücken alle Erfahrungen, Erlebnisse und wundervollen Augenblicke in den Hintergrund, plötzlich ist alles leer, alles entrissen, die Arbeit, die Familie, das Land und die Liebe.
Eine sehr gute Freundin sagte mir einmal, sie wusste schon immer, was sie später studieren wollte, wusste was ihr Lieblingsfach werden würde bevor sie es Teil ihres Stundenplans nennen konnte. Mir ging es genauso, zwar durchlebt jeder so seine Phasen, aber das ich Französisch sprechen wollte war schon immer klar, genauso neugierig war ich auch schon immer auf Afrika. Ich kann mich noch genau erinnern, damals, asl wir noch einen Fernseher hatten ;-), und Reportagen im Fernsehen kamen, wie ich mich davor setzte, und mit großen Augen diese andere Welt betrachtete. Es war ja alles sooo anders: Die Menschen, die Haut, die wundervolle Landschaft, diese Armut, die Krankheiten, der Stolz... Afrika ist und bleibt der wundervollste und reizvollste Kontinent für mich. Ich fing an mit meiner Mama Geschichten grauenvoller Frauenschicksale in Afrika zu lesen und auch in der Schule konnte man mich sehr gut zu stundenlangen Diskussionen einspannen, bei denen es um die viel umstrittenen Entwicklungslandthematik ging.
Nichts liegt mir ferner, als dieses Thema abzuhaken. Ich habe es selbst gesehen, ein Stück Afrika, deren Bewohner, die Gefahren, die Ungerechtigkeiten und ich habe mich verliebt. (Nein, nicht was ihr jetzt denkt... ;-) also, das auch ;-) ) Ich habe mich verliebt in diese unbändige Lebensfreude bei stereotypem Alltag, Hunger, Geldnöten und Krankheiten. Nie werde ich vergessen, wie mich meine lieben Schülerchen auf der Straße grüßten und mir andauernd irgendwelche Geschenke bastelten, wie selbstverständlich und ebenbürtig ich im Lehrerkollegium behandelt wurde (kein deutscher Lehrer würde einen unausgebildeten so ernst nehmen), wie freundlich und unkompliziert die Togoer sind und wie sehr offen für Neues und jederzeit spontan. Es kommt mir vor wie ein verwüstetes Stück Land, verwüstet von egoistischer falscher Politik, aber dennoch... wie ein ungeschliffener Diamant der blos eine Generalüberholung braucht. "Blos" ist gut, seit langem grübelt man, wie den Menschen geholfen werden kann....aber wer möchte das Land wirklich voranbringen? Wer investiert schon in Afrika?
Zirka 3/4 der heutigen Länder werden offiziell in die Kategorie "Entwicklungsländer" eingeordnet. Die Probleme sind Analphabetismus, ein niedriges BSP, geringe, schlechte oder falsche Bildung, das starke Bevölkerungswachstum, schlechte medizinische Versorgung, Hunger und Armut, der hohe Rohstoffwarenexport iim Gegensatz dazu aber Fertigwarenimport, Rohstoffe können fast nie im eigenen Land verarbeitet werden, teilweise schelchte Infrastruktur, und serh sehr fragwürdige staatliche Strukturen/ fehlendes Demokratieverständnis), und fast ausschließliche Beschäftigung im primären Sektor der Wirtschaft, also auf dem Feld...
Warum sollten wir uns um diese Entwicklungsländer kümmern?
Weil wir, meiner Meinung nach, als marktbeherrschende Industrienationen eben auch gewisse Verpflichtungen haben, schließlich hat jede Medaille immer zwei Seiten und Erfolg und Einfluss heißt auch Verantwortung.
Weil Krankheiten und Leid der Menschen ein internationales Problem sind.
Weil die Flüchtlings- und Völkerwanderungsbewegung immer mehr zunimmt.
Das ist ja alles so wahr und doch weiß man nicht, wie man als Einzelner helfen soll.... Und ungeachtet von dieser Problematik, sind da einfach diese Erinnerungen, eingebrannt, ein so buntes Land, so gefährlich und doch so liebenswert, so reizvoll aber so vorurteilsbehaftet.
Es gibt Momente, die ich fest in mein Herz eingeschlossen habe: Das Tanzen und Lachen meiner Schüler, die heiße Sonne, der Duft des Regenwaldes, die leckeren Kochbananen, die langen Nächte in der Disco, und die immer wieder überwältigenden Gespräche mit eingefleischten Togoern unterm Sternenhimmel... die teilweise tiefgründiger und wahrer waren als jede Diskussion mit irgendwelchen studierten Menschen. Es steckt so viel mehr drin im Afrikaner, so viel mehr Gutes, was man einfach nicht zu hören bekommt, wenn man hier Zeitung liest oder Nachrichten sieht. Naürlich kann ich nciht behaupten, die Togoer bereits durchschaut zu haben und auch ich war nur Gast und will gar nicht wissen, was so mancher für eine Meinung vom "Weißen" hat. Dennoch, wird man selten so herzlich aufgenommen und liebevoll umsorgt, ohne Wiedergutmachungsforderungen, wie von einem Togoer
Alles was diese Menschen wollen ist mitleben, im Land der "unbegrenzten Möglichkeiten" leben, denn was für mich ein wildromantisches Auslandspraktikum war ist dort knallharter Kampf um Leben und Tod. Jeden Tag. Wie sehr schätze ich den Lebensmut und die Kraft dieser Menschen. Wie gern wäre auch ich ein Stück Afrikanerin. Bewunderswert immernoch diese Mütter, mit kiloschweren Früchten und Wurzeln auf dem Kopf, ein Baby auf den Rücken gebunden und stundenlang durch die Sonne ziehend...
Sehr oft habe ich mit Jugendlichen gesprochen, die großartige Pläne hatten: Da wollte meine mittlere Gastschwester Architektur studieren, die Große Jura und die Kleine Medizin. ein Freund wird KfZ-Mechaniker, andere kämpfen um das heißbegehrte baccaleauréat, was dort mindestens so schwer ist wie unseres, da alles blos theoretisch gelernt werden muss, keine Experimente in Chemie oder Physik, keinen Polylux, keine Zeitschriften, nichts zur Veranschaulichung. Trotzdem habe ich fast keinen Togoer ohne Handy kennengelernt und gräßliche Fernsehapparate gibt es auch. Alles bekommen sie mit, es gibt öffentliches Fernsehen mit Fußball-live-Übertragungen, es gibt politisch weltweit relevante Emissionen und Soaps wie bei uns... Also was wollen wir? Sie teilhaben oder blos zuschauen lassen?
Aber Schule und Studium kosten nun mal Geld und die rar gesäten Stipendien werden bevorzugt (wenn nicht ausnahmslos) an Togoer mit Kabye-Abstammung vergeben (also an welche, die den selben Stamm haben wie der Präsident). Was bleibt einem da schon? Der florierende Schwarzmarkt natürlich und die Beziehung zu ausländischen Gönnern. Kann es einer verübeln?
Und da ist noch was: Das Gold der Afrikaner und ich schwöre euch: Das ist ihr Rhytmusgefühl, ihre Ausstrahlung, Kraft und oftmals wunderbar voluminöse Gesangsstimme.
Und die Jugend? Ist wie wir: Sie lernen für die Schule, gehen aber nicht allzugern hin, machen Parties, heiraten oder bleiben ungebunden, schauen gemeinsam Fernsehen, spielen Fußball, sind im Malkurs oder in einer Tanzgruppe, haben im Haus ihre Pflichten.. udn ansonsten dreht sich alles um die Liebe, wie bei uns halt auch. Ich hab eigentlich jedes mal wen ich mit einem Mädchen redete entweder über ihr Kind ;-), ihren Freund, bzw. Männer allg., über die Frage, ob man heiraten sollte, oder nicht, über Klamotten oder Schminkzeug flaniert... aber gut, ich will jetzt nicht den Faden verlieren! Jedenfalls gedenke ich nicht ansatzweise dieses Kapitel meines Lebens auf unserem hübschen Erdenball abzuschließen und deshalb zeiht es mich diesen Sommer auch schon wieder runter (August/ September) Ich kann euch nur empfehlen, mich da mal besuchen zu kommen, ihr werdet herzlichst empfangen. Und keine Angst, Afrikaner beißen nicht. ;-)