Dienstag, 28. Oktober 2008

Wie sich das Blatt wenden kann...

Bis jetzt fand ichs ja eigentlich eher anstrengend als irgendwie schrankenlos toll hier in Togo, aber es faengt an Spass zu machen. In der Schule laeuft wirklich alles ganz toll, in Grammatik hab ich neulich den Unterschied zwischen et und est also, wann man welches benutzt und wie man entscheiden kann, wann welches eingesetzt werden muss, erklaert. ich muss sagen, die Kinder arbeiten wirklich gut mit vorallem wenn man im Klassenzimmer ist. Sobald man draussen ist hyperventilieren sie und verteilen sich schnell mal ueber den ganzen Schulhof was dann echt fatiguant wird, da man einfach mal schreien muss und das mag ich ja so gar nicht. Dienstag wars krass, da ist mein Lehrer (wie so oft) einfach mal aus dem Klassenzimmer gegangen und ich war halt mit denen allein, als sie unruhig wurden hat mir ein Junge vorgeschlagen, ich solle doch den baton nehmen: Non ... je ne vais pas l'utiliser. Naja, aber wenn man ihnen immer schoen viel zu tun gibt (am besten relativ einfache aufgaben, die wenigstens die haelfte von ihnen beantworten kann) dann geht das schon. Ich versuch halt immer ganz locker und spassig zu sein und das klappt schon ganz gut.
Hier faengt es jetzt langsam echt an heiss zu werden. Vorgestern Nacht konnte ich anderthalb Stunden nicht einschlafen, da die Hitze einfach unertraeglich war. Mitte November faengt hier die Trockenzeit an und als ich meinem Lehrer erzaehlt hab, das ich Januar reisen moechte, hat er nur gelacht: En Janvier meme les gens du Burkina Faso et Mali vont chez nous. Il n'y a meme pas de l'eau chez eux. Da dacht ich mir nur wieder: Okay, toll, ich sterb hier shcon vor Hitze und dann das. Ich sag mir einfach, ob 40 oder 45 Grad, das machts dann auch nicht mehr, oder?
Und noch was,... ich glaub ich hab mich verliebt (naja oder besser verknallt) in Mekah (hab euch schon von ihm erzaehlt) Der, aus unserer Musikgruppe. Ich find ihn echt aeh... sehr anziehend und das schon vom ersten Tag an. Beruht auch auf Gegenseitigkeit.Letztens sind wir ziemlich lang spazieren gewesen und haben uns sehr gut verstanden *zwinker* Ich find das einfach mal sehr spannend mit seinen Voodooeinritzungen am Koerper und ueberhaupt...(ausserdem ist er erst 20, das waer doch mal was fuer mein Alter, oder? :o) ) Allerdings reg ich mich auch tierischst ueber die weissen Frauen auf, die sich einfach so auf einen Schwarzen einlassen ohne mit ihm einen Aids-test zu machen (das geht hier kostenlos) oder ihm klar zu machen, dass sie jetzt nicht ihr ganzes Leben mit ihm verbringen werden , ihn gleich morgen heiraten etc. Das muss man naemlich unbedingt noch mal explizit klar machen, sonst ... ja ... Nein, aber macht euch keine Sorgen, ich bin ein gutes und vorsichtiges Maedchen. :o) Mittwochabend war ich bei ihm und wir haben zusammen gekocht, Spagetti mit Tomatensosse, war ganz lecker :o)

Heute Abend ist "europaeischer Abend" bei uns in der siège. Wir haben Spiele vorbereitet (z.B. die Herzblattshow(Fernsehshow)) und einer hat ne Gitarre mit, da werden wir singen und ausserdem kochen uns zwei Maedels (is ne Ueberraschung) und wir machen Fruchtsalat und crepes. Eingeladen sind alle Volontaere und gaaanz viel tolle Afrikaner. :o) Also, unsre Freunde halt.
Und Samstag gehen wir (und andere Volontaere) in die boite :o). Ich freu mich schon, endlich mal wieder richtig tanzen...

Ich komm uebrigens grad von der Schule. War wieder sehr anstrengend, aber ich liebe die Arbeit irgendwie, heute hab ich ein Diktat gemacht (+ eigens ausgedachte Fragen zum Text, darueber hinausgehend (intelligence du texte), konjugation, grammatik und vokabeln). Heut Nachmittag werd ich mal ne Wanduhr kaufen, (die gibts hier ganz billig), weil ic das bloed find, wenn die kinder z.b. anderthalb stunden fuer n examen haben und immer die zeit nicht einschaetzen koennen, das hat mich damals ind er schule auch immer schon dermassen gestoert, wenns keine uhr gab.... naja, soviel zu meinen spendablen gaben (eine billiguhr) :o)

Und jetzt mal noch was anderes: Debbie hatte letzte Woche ziemlich uebel Malaria, da hab ich mich auch testen lassen, hab aber nichts. :o) Sie war 4 Tage im Krankenhaus und hatte Blutarmut, Paludisme, Amoeben im Bauch und einfach massig Mangelerscheinungen. Ich versteh gar nicht, warum ich so gute Blutwerte hatte, wir essen ja fast immer den selben einseitigen Kram und ueberhaupt... aber umso besser. Uebrigens Tilli, ich hab daraufhin mal angefangen ein paar nahrungsergaenzende Mittel zu nehmen, von denen du mir so reichlich mit gegeben hast. *vielen Dank nochmal dafuer* Das Krankenhaus war uebrigens wirklich der Gipfel der afrikanischen Lebensart... Katzen und Ziegen laufen auf dem Gang und in den Patientenzimmern, die Bettwaesche wird nicht jedesmal gewechselt und so findet sich schnell mal ein rostbrauner Blutfleck auf dem Laken wieder, Ist man weiss, dann bekommt man erstmal schoen viel Krams reingeballert, weil , man hat ja Geld ( Debbie hat in den vier Tagen 14 Flaschen Antibiotikum infusioniert bekommen).

Soviel zu den Neuigkeiten meines Lebens hier.
Ich vermiss euch trotzdem irgendwie.
Das wollt ich nur noch mal sagen.

Dienstag, 21. Oktober 2008

"Alors, ca fait ce après-midi. Beaucoup de plaisir avec la fiche..."D'accord, merci..."

...dies war gerade eben der letzte Wortwechsel zwischen meinem Lehrer und mir. Morgen werd ich dann also anfangen zu unterrichten. Wozu eigentlich jahrelang studieren... -.- Morgenwerde ich ein Thema im Fach l'orthographe grammaticale uebernehmen. Zwanzig Minuten zum Unterschied zwischen "a" und"a(avec accent grave, que je ne trouve pas en ce moment dans le clavier...)" Ich hab einen groben Ablauf vorgeschrieben bekommen und freu mich jetzt irgendwie echt schon, endlich mal selbst anpacken zu duerfen. Und es sind einem ja wirklch keine Genzen gesetzt...das ist so cool. :o) Ne, ich weiss, wird nicht einfach werden. Debbie hat heut auch unterrichtet und sobald die Lehrerin aus dem Zimmer war, war die Hoelle los... ich hab nur Hoffnung, weil meine Kinderchen etwas aelter sind und somit vllt auch disziplinierter. *ni...* Bin mal gespannt wie das so mit meinem Franzoesisch klappt. Heute in der Pause wollte der Direktor mit mir reden und dann hat er mich gefragt, ob ich nicht das ein oder andere der Schule sponsern koennte. Es ist auf jeden Fall immer wieder krass, fuer wie selbstverstaendlich und pietaetlos man hier um Geld gebeten wird. Ueberhaupt gibt es das Wort "Anstand" nicht in Togo. Man sagt weder danke noch bitte und Forderungen werden stets ganz direkt und unverbluemt gestellt.
Am Wochenende sind wir nach Lomé gefahren, aber das war irgendwie gar nicht so toll wie erhofft. Erstmal haben uns unsere afrikanischen "Freunde" mit denen wir reisen wollten einen Tag vor Abreise eroeffnet, dass sie davon ausgegangen sind, wie wuerden ihnen alles bezahlen. Da haben wir natuerlich nicht zugestimmt und mussten so allein (drei weisse Maedchen) nach Lomé. Und aeh...das geht halt gar nicht. Nachts stehn an jeder Ecke irgendwelche Polizisten mit Schlagstoecken und Hunden und man kann echt keine 20 Meter vom Hotel zum Restaurant allein laufen - das waer das Todesurteil, je ne blague pas!!! Im Restaurant selbst war die Kaesepizza dann irgendwie gar nicht soo geil und auch im Supermarkt am naechsten Tag waren wir leicht ueberfordert und wussten nicht was wir nehmen sollten und sowieso war alles so teuer und sowieso...wenn man weiss vor der Tuer is das Ghetto und die einzigen die im Supermarché einkaufen sind die Yowos, dann macht das alles keinen Spass mehr. Eine kleine Milch haben wir uns trotz allem gegoennt :o) Wir sind dann schlussendlich doch nur eine Nacht geblieben (in der ich die ganze Zeit auf mysterioese Geraeusche gelauscht habe waehrend die anderen beiden fast selig geschlafen haben) und Samstag nachmittag mit den anderen zurueck nach Kpalimé.
Soviel erstmal dazu, mit unseren Musikfreunden hier haben wir uns so gut wie wieder vertragen (das heisst von ihrer Seite aus, ist alles geklaert) Fuer uns ist halt einfach mal nichts klar, wir haben grad echt die Schnauze voll von der Erwartungshaltung dieser Menschen hier. Immer nur argent argent argent....

Naja, man macht des beste draus.

Bis bald meine Lieben, und danke, dass du mir auch schreibst Anne *bisous* Ich gruess mal ganz lieb deine coole Mama, CARRY (ou bien Carrie,,)


A tout ailleurs, Sarah

Dienstag, 14. Oktober 2008

Finalement à l'école évangelique

Endlich!!! Ich bin in einer Schule gelandet und hab natuerlich (wie sollte es auch anders sein) meinen naechsten Schock erlitten. Im Moment sitze ich noch vorne beim Lehrer im Klassenzimmer einer CM2, einer der finalen Klassen der école primaire. Das Klassenzimmer, aus Stein, ist relativ geraeumig und in die Waende sind Loecher gemauert damit eine gewisse (meist nicht spuerbare) Luftzirkulation entsteht. In meiner Klasse sind 44 Schueler, 21 Jungs und 23 Maedchen. Es sind so wenige, weil es eine Privatschule ist und man deshalb mehr bezahlen muss (bezahlen muss man allerdings fuer alle Schulen in Togo). Die Schule beginnt 7.15-7.30 mit dem "Montee des couleurs", einem Appell, bei dem die togoische Nationalhymne gesungen wird, bei dem gebetet und strammgestanden wird. Danach beginnt der Unterricht 7.30-9.10 Dabei werden verschiedene Faecher wie Franzoesisch, Schoenschreiben, Aussprache des Franzoesischen sowie Kopfrechnen unterrichtet. So und das ist auch das abartigste. Die KInder holen ihre kleinen Schiefertaefelchen raus und der Lehrer klopft mit einem Holzstock auf den Tisch. Er stellt die Aufgabe, klopft einmal, die KInder muessen beginnen zu rechnen. Dafuer haben sie etwa 30 Sekunden (viel zu kurz!!!) Dann klopft der Lehrer zweimal und sagt: "Montrez!" Daraufhin muessen alle Kinder ihre Tafel hochhalten und die, die es falsch haben muessen stehen bleiben und werden je nach Grobheit des Fehlers entweder nur beleidigt oder mit dem Stock auf verschiedene Koerperteile gehauen. Natueerlich sind es immer dieselben, die einfach mal nicht so schnell im Rechnen sind und diese werden dann auch schnell mal ausgelacht, wenn der Stock zum Einsatz kommt sind allerdings alle ruhig. Ziemlich jaemmerlich wie sich der Lehrer Respekt verschafft und ausserdem frag ich mich wie man unter solchem Druck so schwere Rechenaufgaben hinbekommen soll...unglaublich. Ich wusste ja was mich erwarten wuerde und trotzdem kamen mir die Traenen. Ich hab mir mein Taschentuch genommen und erstmal so getan als haette ich Schnupfen. Ich hab echt keine Lust Mathe zu unterrichten, da geht's auch immer am brutalsten zu. Der eine Lehrer, der meinige, Monsieur Kossi Gagba, unterrichtet alle Faecher, ich schreib sie euch mal schnell auf Franzoesisch auf, mancheinen interessiert das vielleicht (wahrscheinlich nur Cathleen :o) ): écriture, compte rendu de rédaction, expression orale, lecture, education musicale, grammaire, arts plastiques, EDUSIVIP (éducation scientifique et initiation de la vie pratique), vocabulaire, orthographie, expression écrite, géographie, cartographie, histoire, prévention routière, initiation au dessin, ECM, enseignement biblique, sport, Ewe. Ihr seht schon, Franzoesisch ist das Hauptfach, es ist ja auch von essentieller Wichtigkeit, dass die Kinder hier Franzoesisch koennen, denn selbst im eigenen Land gibt es ueber hundert Dialekte udn welche die Ewe sprechen verstehen kein Kabye usw. . Fuer mich ist das natuerlich ideal ich lerne ungemein viel dieser Tage und werd auch viel machen koennen. Zunaechst ist es aber so , dass der Lehrer nicht so richtig weiss, was er mit einem anfangen soll und wie er einen Freiwilligen einsetzen koennte, zumal ich die Erste und Einzige Frewillige in dieser Schule bin. Zu tun gibt es wirklich genug und man muss sich einfach immer anbieten und die HIlfe wird dankend angenommen. Da mein Franzoesisch noch nicht so die Mast ist, hab ich angeboten die Hefte zu korrigieren, welche zweimal im Unterricht eingesammelt werden. Vllt kann ich demnaechst mal wa an die Tafel schreiben, wenn es viel zu schreiben gibt (das dauert immer ewig ehe der Lehrer alles angeschrieben hat, es gibt ja auch keinen Polylux oder Karten...) Und dann werd ich mir ein paar Buecher fuer die CM kaufen und mal in Ruhe die ein oder andere Stunde vorbereiten. Aber das muss man eben alles vorschlagen, man muss fragen wo sich alles befindet, was gemacht wird etc. Es ist halt nicht ueblich wenigstens ein bisschen eingewiesen zu werden. Aber naja, ich pack das schon. Achso, ich wollt noch schnell meine Arbeitszeiten sagen: le matin de 7.30-11.30 et l'après-midi de 15.00-17.00. Das ist auf jeden Fall sehr anstrengend und tagesausfuellend muss man zwischendurch doch noch essen udn duschen und jeweils eine halbe Stunde vom Haus zur Schule und wieder zurueck laufen. Aber es ist sehr sehr interessant udn ich lerne selber unglaublich viel dabei. Ausserdem kann ich bei dieser Aufgabe unglaublich wachsen und die Chance lass ich mir nicht entgehen. Mal zeigen, dass es auch ohne Stock geht, wa??? :o) Naja, 44 KInder sind schon viel, da muss ich mir schon was besonders lustiges einfallen lassen, dass mir nicht der ein oder andere entgleitet. Alles eine Frage der Motivation.

Ich bin grad sehr gluecklich ueber diese Herausforderung.

A +, Sarah.

Freitag, 10. Oktober 2008

Du courage...aber vachement Alter

Salut meine Herzallerliebsten en Allemagne.

Es tut mir leid, dass ich euch so lang nichts mehr berichtet habe aber hier war echt die Hoelle los und ich hab irgendwie noch nicht Zeit und Muse gefunden, euch davon zu erzaehlen. Letzten Samstag, am 4. Oktober wurden Deborah und ich etwa 100 Meter vor unserem Haus gegen 19 Uhr 30 von zwei Togoern ueberfallen. Das war natuerlich erstmal ein Schock, der eine hatte noch dazu ein Messer und ich hab natuerlich sofort meine Tasche gegeben nur war nichts drinne *harrharr* nur ein Pullover, Taschentuecher und mein Zimmerschluessel, was aber nicht weiter schlimm ist. Deborah war einfach mal zu geil... sie hat extrem laut und extrem hoch geschrien und einfach mal die Tasche behalten und nicht hergegeben was ich echt mutig fand. Ich hab derweil einen Rekord im 100m-Sprint aufgestellt und zu Hause sturmgeklingelt, zum Glueck konnte sich Debbie auch losreissen. Zu Hause habenwir dann erstmal einen Heulanfall bekommen, ich hatte echt so Angst und war nochdazu so wuetend auf diese beiden...ej, unglaublich... Am naechsten Tag war es auch noch recht schlimm, ich hatte ploetzlich vor jedem Afrikaner Angst, der mir auf der Strasse begegnete und alle sahen ploetzlich so boese und unberechenbar aus, aber inzwischen habe ich den Schock gut ueberwunden und ich lass mich bestimmt nicht so schnell hier vertreiben, oh nein... Eigentlich wollte ich den Vorfall nicht hierein schreiben, aber durch dumme Zufaelle hat meine liebe Mama wohl doch davon erfahren, es tut mir leid, Mama!!! Mach dir bitte keine Sorgen, natuerlich verbreitet sich so eine Nachricht wie ein Lauffeuer in Kpalimé und es hat sich laengst eine Schutzpatrouille um uns gebildet, die uns nirgends mehr allein hin laesst, und das ist auch echt besser. Solche Vorfaelle holen einen immer wieder zurueck auf den Boden der Tatsachen und es ist auch klar, dass uns hier nicht jeder mag, aber skurril ist es schon hier als Weisser. Die eine Haelfte will dich heiraten, die andere dein Geld. So ist das eben und es ist eine seltsame Erfahrung so behandelt zu werden, aber das macht einen auf jeden Fall stark. Ich finde, und dass sage ich inzwischen und auch erst nach langen Ueberlegungen, dass es sich trotzdem lohnt hier zu sein. Es lohnt sich fuer all die Kinder, die Hoffnungstraeger fuer ein toleranteres und fortschrittlicheres Leben in Afrika. Es lohnt sich fuer jeden, der wirklich diskutieren will, fuer jeden, der wissen will wie wir in Europa Probleme angehen und ob man es hier in Afrika vllt auch eines Tages mal anders probieren koennte. Beispielsweise habe ich heute mal wieder eine interessante Diskussin mit Lena und unserem Franzoesischlehrer André gehabt. Es ging ums togoische Schulsystem was ja groesstenteils von Frankreich uebernommen wurde und dennoch mittelalterliche Zuege besitzt. In jeder Schule gibt es einen surveillant, einen Aufpasser, der jegliche Regelverstoesse der Schueler mit einer Strafe zu ahnden hat. Es gibt neben all den Strafen die wir kennen, also Schulverweis, Hof kehren (ich erinner mich, dass musst ich auch mal machen :o) ) etc., auch noch Strafen wie: Schlaege mit dem Rohrstock, "an den Pranger stellen", d.h. auf dem Hof vor versammeltem Lehrerkollegium sowie der gesamten Schuelerschaft geschlage n werden, niederknien etc. All unsere Argumente, die fuer unsereins gut und gerne als unschlagbar gelten koennten, wie beispielsweise: Man schlaegt Kinder nicht als Bestrafung, sonst sehen sie das Probleme mit Gewalt geloest werden koennen, treffen bei fast etwa 99,9 Prozent der Afrikaner auf Unverstaendnis. Was mich auch rasend macht, ist das prinzipiell alles mit einem Lachen abgetan wird. Wenn einer AIDS hat, wenn einer geschlagen oder ausgeraubt wurde, wenn einer gestorben ist, ueber alles wird gelacht und wenn uns hier etwas wirklich ernst ist, dann erklaer das erstmal einem Afrikaner ej... mission impossible! Ich habe in meiner ganzen Zeit hier erst einen Afrikaner kennengelernt, der mal etwas anders denkt. Zur Wahl des Praesidenten, er war bekennder Gegner der Eyadema-dynastie, musste er durch den BUsch nach Ghana fluechten, sonst waere er verfolgt wurden. Ich find es unglaublich,dass es hier soetwas gibt und dass ich mittendrin bin, man macht sich das irgendwie gar nicht so bewusst.
Ich will nicht immer nur schlechtes erzaehlen, denn das entspraeche nicht der Wahrheit. Die Arbeit in dem Kindergarten hat mir wirklich gut gefallen, ich hab einige der Kleinen sehr ins Herz geschlossen uns sie waren stets sehr einfach zu bespielen. Die Maedchen wollten immer, dass man ihnen Kuscheltiere auf den Ruecken bindet und sie tragen den ganzen Tag ueber Schuesseln und Flaschen und anderes Spielzeug auf dem Kopf. Die Jungs spielen, wie sollte es anders sein, am liebsten Krieg und staenkern ein bisschen rum, aber es haelt sich in Grenzen. Es gibt auch ein paar Schuechterne, die lieber alles aus sicherem Abstand betrachten, und aus diesem Grund die ganze Zeit getragen werden wollten. Und so schnall ich mir ein Kind auf den Ruecken und eines auf den Bauch und los gehts... :o) Nein, also die Arbeit hat mir wirklich gefallen, aber dazu bin ich ja nicht hergekommen und so hab ich durch viel diskutieren und noergeln einen Platz in einer Schule bekommen *juchu* in der ich auch naechste Woche anfangen kann. Eines moecht ich noch schnell erzaehlen. Vergangenen Sonntag hat uns unsere Gastmutter mit auf eine Hochzeit genommen. Das war soooooo toll. Die Braut sah wunderschoen aus und die Kirche war uebervoll mit hunderten Gaesten, von denen bestimmt die Haelfte nicht eingeladen war und es wurde fast die ganze Zeit getanzt und gesungen und das generationsuebergreifend!!! und es war so laut und so froehlich... Ich moechte unbedingt auch so eine Hochzeit, nur wuerde ich nie einen Afrikaner heiraten....ich glaub das kann nie gut gehen und alle Europaeerinnen die ich hier kennengelernt habe und die vorhaben einen Afrikaner zu heiraten sind offengesagt etwas seltsam... mais ca ne sont pas mes affaires, il faut s'occupe bien de soi-meme.

So, ich geh jetzt einen Freund treffen, denn wir plannen am We mal nach Lomé zu fahren, was geiles essen und n bisschen sightseeing machen, ganz touri-like. Urlaub in Togo!!! :o)

Macht euch keine Sorgen, mir geht's gut,
eure Sarah.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Was Afrika braucht: Spezialisten, Ideenreichtum, Eigeninitiative und Leidenschaft

Entwarnung in Sachen Eichhoernchenfleisch. Mekah beschrieb das Tier als rattenaehnlichen Nager, dass sich im tropischen Gehoelz rumtummelt, ich habe mich belesen und herausgefunden, dass es sich um eine gewisse Dachsart handelt, angeblich sehr zartes und gutes Fleisch. Hab trotzdem keine Lust das zu kosten.
Also Henrik, eins kann ich dir sagen, wie Urlaub ist das hier wirklich nicht. Schon allein nicht wegen den Lebensumstaenden!!! Aber ja, besonders viele Aufgaben haben wir hier wirklich (noch) nicht, und schon allein der Fakt, dass wir einen Monat reisen duerfen, spricht Baende (wie schreibt man das???). Deshalb treffen wir Freiwilligen uns auch oft abends und diskutieren, was man fuer ein neues Projekt ansetzen koennte, damit wir am Ende nciht das Gefuehl haben hier nichts bewirkt zu haben.
Eine kleine Anekdote aus dem togoischen Familienleben. In zahlreichen Diskussionen mit unserer Gastmutter hat sie zu ihrem Bedauern feststellen muessen, dass wir uns fuer Voodoo interessieren und uns neulich beim Essen (es laueft meist der Fernseher nebenher) auf einen Film verwiesen, der spielte in Nigeria und da wurde gezeigt, wie einem Kind die Seele aus dem Leib gerissen wurde und wie es getoetet wurde, eine vom Voodoo besessene Frau etc. Ich find es echt superkrass, unsere hoechst christliche Familie und daneben trotzdem der tiefverwurzelte Aberglaube aller Togoer, egal ob Moslem, Protestant, Katholik oder gar nichts.Uebrigens ist das Fernsehen hier einfach laecherlich, die Schauspieler sind grottenschlecht und die Inhalte meist laecherlich. Sie schauen hier immer so ne Serie, ich glaub die kommt aus Spanien... Herzschmerz und Irrealitaet pur.... Und das schlimmste ist, dass sie das nichtmal laecherlich finden. Ich glaub die Vorstellungen von Europa sind nur allzu uebertuencht von dem Fernsehgeschmalze. Aber eigentlich kann man es keinem Afrikaner veruebeln, wenn er versucht ueber weisse Frauen nach deutschland zu kommen. Denn selbst der letzte Hartz-IV empfaenger hat noch zehnmal mehr als die meisten Menschen hier.
Gestern waren wir im "Schwimmbad", ein 5 mal 7 meter grosses Becken am Rande der STadt, ich habe zwei kleine Jungs, die uns den ganzen Tag schon begleiten wollten, dazu eingeladen. Sie heissen Lucien und Frédéric. Sie waren noch nie in der piscine und koennen , wie die meisten hier, nicht schwimmen. Wir haben versucht es ihnen ein bisschen zu zeigen und sie waren sehr dankbar dafuer. Aber was sag ich, Frédéric durfte nicht ins Wasser, er hat vergessen eine Unterhose anzuziehen und deshalb sass er die ganze Zeit trurig am Rand. Das er nicht mit seiner versuefften Jogginghose ins Wasser darf ist mir schon klar, aber warum nicht nackt? Den Afrikanern ist doch sonst auch nichts peinlich, sie pissn einfach so auf die Strasse (auch die Frauen) oder ruelpsen und bohren in der Nase... Echt unbegreiflich... Und wieso kuemmert sich eine Mutter eigentlich nciht darum, dass das Kind ne Schlueppi anhat??? Krass echt...
Uebrigens ist es nicht so, dass die Afrikaner nicht auch mal arbeiten. Sie machen wunderschoene Holzschnitzarbeiten und stellen tolle Djembes her.

Man kann auch mit ihnen etwas aufbauen, allerdings muss man da die Fuehrung uebernehmen und Geduld haben. Dazu noch eine Prise Verstaendnis und unendlich viel Leidenschaft zum Land, der etwas verschrobenen Kultur und den Leuten, dem Humor... Und es kommt ein wunderbar fruchtbares Miteinander dabei raus.

Ja, ich glaube so ist das.